Der Klimawandel

Die Sache mit dem Klimawandel ist eine sehr komplexe Angelegenheit, da dieses Phänomen in derart viele Fachbereiche greift, dass auch Wissenschaftler manchmal Mühe bekunden, den Überblick zu behalten. Daher ist es wichtig, dass Wissenschaftler verschiedener Fachrichtungen zusammenarbeiten, Gremien bilden und ihr Wissen und ihre Messergebnisse austauschen und konsolidieren. Und genau solche Gremien werden von den Klimawandel-Leugnern immer wieder angegriffen und mit fadenscheinigen Argumenten in den Schmutz gezogen. Leider gibt es einzelne Wissenschaftler, die sich von irgendeiner Lobby kaufen lassen, seriöse Wissenschaftler diffamieren und deren Arbeit sabotieren. Dank ihrem Fachwissen können sie die Fakten geschickt verdrehen und zurechtbiegen. Dies macht die ganze Angelegenheit noch schwieriger.

Erstaunlicherweise ist zu beobachten, dass korrupte Wissenschaftler oder Pseudowissenschaftler immer einzeln auftreten, während die seriöse Wissenschaft in der Regel institutionell auftritt. Wenn ein Forschungsinstitut eine Entdeckung macht, wird diese erst veröffentlicht, wenn andere Forschungsinstitute unabhängig davon zu denselben Erkenntnissen gekommen sind. Sie verifizieren dann untereinander die Ergebnisse und veröffentlichen sie. Dies macht wissenschaftliche Erkenntnisse glaubwürdig, vor allem, da die einzelnen Institute untereinander in Konkurrenz stehen.

 

Seit vielen Jahren interessiere ich mich für den Klimawandel. In dieser Zeit habe ich darüber viel gelesen und recherchiert. Dabei bin ich immer wieder auf widersprüchliche Berichte gestoßen. Einerseits fand ich Forschungsberichte, die auf Messungen und Modellberechnungen beruhen und andererseits Berichte, die diesen Ergebnissen widersprechen und den Klimawandel dementieren. Dabei ist mir aufgefallen, dass die Wissenschaft mit Daten und Fakten argumentiert, die auf Messergebissen und den Naturgesetzen basieren, während die Gegner oftmals unbewiesene und widersprüchliche Angaben machen. Auch in Diskussionen musste ich feststellen, dass die Wissenschaft klare Beweise erbringen kann, während die Gegner oftmals große Wissenslücken aufwiesen und in ihrer Argumentation immer wieder persönlich wurden. In der Folge versuchte ich, die Argumente beider Lager zu beachten, um mir ein eigenes Bild zu machen. Dabei konnte ich mir viel Wissen aneignen und habe einiges dazugelernt.

Antwort der streikenden Jugendlichen auf die Vorwürfe

  1. Vorwurf: »Ihr schwänzt doch nur die Schule«
    Falsch. In den meisten Schulen bekommen wir unentschuldigte Fehlstunden auf unserem Zeugnis, wenn wir die Streiks besuchen. Würden wir lediglich schwänzen wollen, dann könnten wir auch einfach zuhause bleiben – und wir würden die gleichen Konsequenzen tragen.
    Wir demonstrieren während der Schulzeit, weil wir nur auf diese Weise die nötige Aufmerksamkeit für das Thema erhalten. Tatsächlich können sich die meisten von uns aber Schöneres vorstellen, als bei Wind und Wetter zu demonstrieren, als Sanktionen von Lehrer/Innen zu bekommen und sich dann auch noch anhören zu müssen, »Ihr schwänzt nur die Schule!«
  2. Vorwurf: »Fangt doch erstmal bei euch selbst an!«
    Richtig und falsch. Die allermeisten Schüler/Innen an den Protestkundgebungen versuchen ja schon, in ihrem eigenen Umfeld Umweltschutz und Klimaschutz zu praktizieren. Das wird oft übersehen.
    Und gleichzeitig kann dies keine Bedingung an alle Teilnehmenden sein, da unsere Forderungen sich an die Politik richten. Ja – ein Gesellschaftswandel kann nur mit einem Bewusstseinswandel einhergehen. Aber man kann die Klimakrise nicht mehr auf den Verbraucher abwälzen. Vor allem nicht auf uns Schüler/Innen und Studierende. Nicht, wenn Maßnahmen zu mehr Klimaschutz, die aus der Politik kommen, so viel mehr Einfluss auf das Klima haben, als dass, was jede/r einzelne tun kann.
  3. Vorwurf: »Andere Kinder würden sich freuen, wenn sie zur Schule gehen dürften!«
    Ja, das stimmt. Das bestreiten wir nicht. Wir demonstrieren aber nicht gegen die Bildung, sondern vielmehr gegen eine Welt, in der die Bildung nichts mehr Wert ist.
    Wir sind froh, dass wir hier das Privileg haben, zur Schule gehen zu dürfen – auch wenn es manchmal nervt. ;-)
    Aber die Schule ist die einzige Aufgabe, die wir in der Gesellschaft haben und deshalb auch der einzige Punkt, an dem wir Druck machen können.
    Klar, normalerweise ist das Schulstreiken nicht okay, während andere Kinder und Jugendliche keine Schulbildung erhalten. Aber wir befinden uns nicht mehr im »normalerweise«. Wir befinden uns in einer Krise, die den Fortbestand der Menschheit bedroht. Da müssen wir zu solch drastischen Maßnahmen greifen.
  4. Vorwurf: »Demonstriert doch samstags!«
    Diese Aussage wurde oben schon teilweise kommentiert. Wir müssen die Schule bestreiken, um die Aufmerksamkeit auf das Thema zu lenken. Denn wer würde uns zuhören, wer würde über uns berichten, wenn wir samstags demonstrieren? Wenn sich etwas ändern soll, müssen wir da demonstrieren, wo es der Politik wehtut!
    Dadurch, dass wir freitags demonstrieren, zwingen wir die Politiker/Innen dazu, sich mit uns auseinanderzusetzen.
    Aber ja, in einigen Städten wurden auch schon Samstagsdemos durchgeführt, um mehr Menschen eine Teilnahme zu ermöglichen.
  5. Vorwurf: »Ihr werdet instrumentalisiert!«
    Diese Aussage lässt sich schwer auf ernsthafte Art und Weise kommentieren, und doch wird sie uns immer wieder vorgeworfen – deshalb hier ganz kurz: Nein, wir sind komplett unabhängig und autonom organisiert. Niemand zieht da seine Fäden, wir sind vielmehr ein Kollektiv aus ganz vielen verschiedenen jungen Menschen – ohne Anführer und ohne irgendeine Initiative, die hinter uns steht! ;-)

Ökonomie und Ökologie

Was verstehen wir unter einer gesunden Ökonomie? Und was verstehen wir unter einer gesunden Ökologie?
Lassen sich diese beiden Begriffe so unter einen Hut bringen, dass sie sich gegenseitig nicht behindern oder stören, dass sie miteinander verträglich sind?
Die Antwort auf diese Frage ist ganz einfach: Es liegt an uns selbst. An uns, die wir bestimmen, wie Ökonomie und Ökologie aussehen, wie wir sie interpretieren, und wie wir sie pflegen.
Wir leben in einem Zeitalter des Umbruchs. Alles verändert sich und das rasend schnell und immer noch schneller. Wie lange können wir dieses Tempo mithalten?
Ist es nicht so, dass es schon seit einiger Zeit Menschen gibt, die mit dieser Entwicklung nicht mithalten können? Und zwar nicht nur technisch mithalten, sondern geistig. Es gibt Menschen, die besitzen keinen Computer oder kein Smartphone. Wollen dies auch nicht. Nicht etwa, weil sie unfähig wären, diese zu bedienen. Sie brauchen sie nicht. Was passiert mit solchen Menschen in der Zukunft, wenn das alltägliche Leben ohne diese Geräte gar nicht mehr möglich ist?
Jetzt werden Sie vielleicht denken, dass solche Menschen bald einmal aussterben.
Aber denken Sie daran, der Fortschritt kommt immer schneller und noch schneller. Irgendwann werden auch Sie vielleicht mit diesem Tempo nicht mehr mithalten können. Wir werden ja nicht jünger. Was tun wir dann?
Und was geschieht in dieser Zeit mit unserer Umwelt? Wir leben in einem Zeitalter, in dem wir ungeheure Mengen an Energie benötigen und verbrauchen. Den größten Teil dieses Verbrauchs sind wir uns gar nicht mal bewusst. Machen Sie eine Google-Suche, schicken Sie eine WhatsApp-Nachricht ab, sei es auch nur ein Smiley, und Sie setzen Mechanismen in Gange, die ungeheure Mengen an Energie benötigen.
Eines der größten Probleme unserer Gesellschaft ist dieser ungeheure Energieverbrauch. Und ein großer Teil davon wird verschwendet, wäre gar nicht nötig, wird aber trotzdem verschwendet, weil in vielen Fällen einfach nur der gesunde Menschenverstand fehlt.
Einige Beispiele: Wir alle wissen mittlerweile, dass Stickoxide für unsere Atmosphäre sehr schädlich sind, denn ihr Treibhauseffekt ist etwa 297 Mal höher als jener von Kohlenstoffdioxid CO2. Und welche technischen Geräte verursachen mit Abstand am meisten Stickoxide? Es sind Dieselmotoren. Dieselmotoren von Autos, Lastwagen, Landwirtschaftsmaschinen, Baumaschinen, Schiffe, usw.
Wir alle wissen, dass Flugzeuge Unmengen von Abgasen in die Atmosphäre entlassen, und das in einer Höhe von 10.000 Metern.
Wir alle wissen, dass große Autos, Sportwagen mit vielen PS, SUVs, etc. viel mehr Treibstoff verbrauchen.
Wir alle wissen, dass übermäßiger Fleischkonsum die Massentierhaltung ankurbelt. Massentierhaltungen verursachen Unmengen von Ammoniak. Bei dessen Zerfall werden Stickoxide freigesetzt.
Wir wissen, dass mit übertriebenem Heizen viel mehr Energie verbraucht wird.
Wir wissen, dass es wesentlich umweltfreundlichere Heizmethoden als Ölheizungen gibt.
Und wir wissen noch so einiges mehr.
Aber viele Menschen, die ein Dieselauto besitzen, leugnen die Schädlichkeit des Diesels und lenken den Fokus auf andere Dinge, als wollten sie damit ihr Dieselauto schönreden.
Menschen, die fürs Leben gern in ferne Länder fliegen, leugnen die Schädlichkeit der Flugzeugabgase. Liebhaber von Sportwagen oder Geländefahrzeugen leugnen, dass diese mehr Treibstoff verbrauchen, oder betrachten diesen Treibstoff als nicht umweltschädlich. Viele Fleischesser geraten schon fast in existenzielle Panik, wenn man sie zu weniger Fleischkonsum auffordert, und sie leugnen die unmenschliche Massentierhaltung. Menschen mit Ölheizungen, die es zu Hause gerne etwas wärmer haben wollen, damit sie sich auch im Winter nicht wärmer anziehen müssen, leugnen die Schädlichkeit von Öl und verteufeln alternative Heizsysteme.
Bei all diesen Beispielen setzt der gesunde Menschenverstand aus.
Warum ist das so?
Der Mensch steht gerne zu dem, was er besitzt. Sei es ein SUV, sei es die Vorliebe des Fliegens, sei es die Fleischgelüste und anderes. Der Mensch kann sehr schlecht zugeben, dass er das Falsche hat, dass er das Falsche tut, dass er Bedürfnisse nach dem falschen hegt. Und er will diese Bedürfnisse nicht aufgeben.
Aber es gibt in unserer Zeit tatsächlich Dinge, die man als falsch erachten muss. Die Zeiten haben sich geändert, in denen jeder tun und lassen kann, was er will.
Es gab schon immer Gesetze, die uns daran hindern sollen, Dinge zu tun, die anderen oder sich selbst schaden. Wir können auf der Straße nicht beliebig schnell fahren, ohne andere und sich selbst zu gefährden. Deshalb gibt es die Tempolimits. Wir können nicht eine beliebige Menge Alkohol trinken und uns anschließend ans Steuer setzen. Deshalb gibt es Grenzen. Wir können nicht an jeder beliebigen Stelle ein Haus bauen. Es gibt Auflagen, geologische Abklärungen, Zonenpläne und andere Gutachten. Wir leben nicht alleine, sondern in einer Gesellschaft. In einer Gesellschaft gibt es Regeln, damit das Zusammenleben funktioniert, und zwar möglichst schadlos funktioniert.
Durch die stetige Zunahme der Bevölkerung braucht es immer mehr Regeln. Deshalb müssen wir uns immer mehr einschränken. Die Zeiten des uneingeschränkten Liberalismus sind längst vorbei, auch wenn es viele Leute nicht wahrhaben wollen. Wir können einfach nicht mehr tun, wozu wir gerade Lust haben. Wir müssen Rücksicht nehmen, auf unsere Mitmenschen und auf unsere Lebensumgebung, die Natur.

 

Die Natur ist seit einiger Zeit im Begriff, sich massiv zu verändern. Und diese Veränderung geschieht immer schneller, auch wenn uns das nicht bewusst ist oder wir es nicht wahrhaben wollen.
Viele Menschen sind der Meinung, das alles sei nicht so schlimm und würde sich irgendwann schon wieder zum Guten wenden. Viele Menschen sind auch nach wie vor der Meinung, der Klimawandel sei nicht menschengemacht.
Viele Menschen sind der Meinung …, Meinung?
Was ist eine Meinung?
Die Meinung ist der Glaube an eine bestimmte Form einer Tatsache. Der Glaube hingegen ist das Eingeständnis der möglichen Nichtexistenz einer Tatsache. Wenn ich also sage, ich glaube, dass es so ist, dann räume ich die Möglichkeit ein, dass es vielleicht doch nicht so ist.
Nun gibt es noch das Wort »Relativ«. Relativ heißt, dass etwas einen Bezugspunkt hat, in Bezug darauf steht. Meinungen sind immer relativ und nicht absolut, auch wenn es viele Menschen gibt, die glauben (da haben wir den Glauben wieder), ihre Meinung sei absolut. Sie glauben, ihre Meinung sei Wahrheit. Das grenzt schon fast an Solipsismus.
Aber jeder Mensch hat das Recht auf eine eigene Meinung. Nur sollten die Menschen sich stets bewusst sein, dass ihre Meinung nur eine Annahme und nicht Wahrheit ist. Sie könnte Wahrheit sein, aber man darf nie den Anspruch erheben, dass sie Wahrheit IST.
In unserer Welt gibt es viele Dinge, die nicht relativ, sondern absolut sind. Eins und eins gibt zwei. Darüber gibt es keine Meinung, das ist eine Tatsache. In gewöhnlichen Druckverhältnissen gefriert Wasser bei null Grad Celsius und verdampft bei hundert Grad Celsius. Auch darüber kann man nicht anderer Meinung sein, auch das sind absolute Tatsachen.
So verhält es sich mit vielen Dingen in unserer Welt.
Beispielsweise, dass 99,9% unserer Atmosphäre (78% Stickstoff, 21% Sauerstoff und 0,9% Argon) keinen Einfluss auf den Treibhauseffekt haben, sondern dass nur ein winziger Anteil dafür verantwortlich ist – nämlich 0,041% CO2, 0,000185% Methan und eine noch kleinere Menge an Stickoxiden -,  ist ebenfalls eine Tatsache und keine Meinung.
Diese geringen Mengen an Spurengasen besitzen mehr als 2 Atome und haben die Eigenschaft, die kurzwelligen Sonnenstrahlen, die in unsere Atmosphäre eindringen und als langwellige Wärmestrahlen von der Erde reflektiert werden, in der Stratosphäre zu binden und somit in unserer Atmosphäre zu halten. Nur diese Spurengase können das. Nur diese winzige Menge ist für den Treibhauseffekt verantwortlich. Gäbe es diese winzige Menge von Gasen nicht, hätten wir auf der Erde eine Durchschnittstemperatur von minus 18 Grad. Wir haben aber (noch) knapp plus 15 Grad, mittlerweile sind es über 15. Das ist ein Unterschied von 33 Grad. Der natürliche Treibhauseffekt, der durch diese winzige Menge von Spurengasen erzeugt wird, hat unseren Planeten für uns bewohnbar gemacht.
Das ist keine Meinung, auch das ist eine messbare Tatsache.
Genauso sind die physikalischen Naturgesetze Tatsachen. Bezüglich Naturgesetzen haben Meinungen keinen Inhalt. Wir können mit der Natur nicht diskutieren oder debattieren. Die Natur schert sich einen Deut, welche Meinung wir vertreten. Sie sagt zu uns: »Es ist mir doch egal, welche Meinung ihr habt. Ich mach jetzt einen Hurrikan.«
Nun haben wir seit der Industrialisierung genau diese kleine Menge von Spurengasen um etwa 50% erhöht. Wir müssen uns dies mal mit klaren Zahlen vor Augen halten.
In den letzten knapp eine Million Jahren gab es acht Eis- und acht Warmzeiten. Durch Eiskernbohrungen konnte man den CO2-Gehalt aus den damaligen Zeiten messen. Während der Eiszeiten lag dieser im Schnitt bei etwa 100 ppm (Parts per Million) oder anders ausgedrückt, bei etwa 0,01% unserer Atmosphäre. Während der Warmzeiten lag der Gehalt etwa bei 250 ppm (0,025%). Es gab einen einzigen Ausreißer mit 280 ppm. Die Differenz dieser beiden Durchschnittswerte (100 und 250 ppm) beträgt 150 ppm. Für diese Differenz benötigte die Natur im Durchschnitt jedes Mal etwa 50.000 Jahre. 50.000 Jahre, um den CO2-Gehalt von 100 auf 250 anzuheben oder abzusenken.
Wenn wir nun diese Differenz von 150 ppm auf den Wert der Warmzeit (250 ppm) dazuzählen, kommen wir auf 400 ppm. Und welchen Wert haben wir heute? Wir sind bei 420 ppm angelangt, Tendenz weiter steigend. Und wir haben dafür nicht 50.000 Jahre benötigt, sondern gerade mal 150 Jahre.
Ja, es gab schon immer einen Klimawandel. Es wurde schon immer wärmer oder kälter. Aber nicht in so kurzer Zeit. In den letzten 3 Millionen Jahren war es auf unserem Planeten nie so heiß wie heute. Und der Temperaturanstieg schreitet munter voran, und das nicht linear. Je wärmer es wird, desto schneller wird es noch wärmer. Wir steuern geradewegs auf eine Heißzeit zu.
Wenn wir heute von einer globalen Temperaturerhöhung von 1 Grad sprechen, so ist dies ein Durchschnittswert auf den ganzen Planeten bezogen und über alle vier Jahreszeiten. Am Äquator ist die Erhöhung am geringsten. In der Schweiz liegt sie aber bereits bei 2 Grad, und an den Polen beträgt sie bereits über 6 Grad. Es sind nicht etwa die Pinguine oder die Eisbären, die sich gerade ihre Federn oder ihren Pelz föhnen und so das Eis zum Schmelzen bringen.
Diese kontinuierliche Erwärmung hat eine ganze Reihe von Kettenreaktionen ausgelöst, über deren Auswirkungen wir uns noch gar nicht im Klaren sind. Jedes Jahr kommen wir zu neuen Erkenntnissen. Wer hätte vor einigen Jahren noch geglaubt, dass 40% des Insektenbestands plötzlich verschwinden? Wer hätte bis vor wenigen Jahren geglaubt, dass der Jetstream plötzlich verrückt spielt? Wir können gespannt sein, was uns die nahe Zukunft diesbezüglich noch offenbart.
Die meisten von Ihnen wissen, was der Jetstream ist. Er beschleunigt den Rückflug von Amerika nach Europa. Toll, oder?
Der Jetstream ist ein wellenförmiger Höhenwind in etwa 10.000 Metern Höhe in der nördlichen Hemisphäre, der Spitzengeschwindigkeiten von bis zu 300 km/h erreichen kann. Die Geschwindigkeit und die Amplitude dieser Wellen sind abhängig vom Temperaturunterschied zwischen Äquator und Nordpol. Je größer dieser Temperaturunterschied, desto schneller der Jetstream und daher desto niedriger die Amplitude. Da es am Äquator wesentlich weniger wärmer geworden ist als am Nordpol, ist diese Differenz kleiner geworden. Dies bedeutet, dass der Jetstream langsamer und seine Amplitude höher geworden ist. Die Auswirkungen haben wir in den Sommern 2018, 2019 und 2022 deutlich zu spüren bekommen. Hoch- und Tiefdruckgebiete bleiben länger stationär, da sie nicht mehr so schnell abtransportiert werden. Dies spürten wir im Sommer auf dem europäischen Kontinent durch die langanhaltende Hochdruckgebiete, das uns Hitzewellen und eine Dürren bescherten. Das spürte Südeuropa im Herbst 2018, als ein langanhaltendes Tiefdruckgebiet sintflutartige Regenfälle und Überschwemmungen verursachte. Das spürte Kalifornien im Herbst, als  langanhaltende Hochdruckgebiete zu Dürren und Bränden führten und die Stadt Paradise nördlich von San Francisco vollständig niederbrannte.
Und das ist erst der Anfang. Denn durch den weiter anhaltenden Temperaturanstieg wird es an den Polen noch schneller noch wärmer. Bei uns werden den Böden noch mehr Feuchtigkeit entzogen. Gewässer verlieren noch mehr an Wasser und trocknen teilweise aus.
Die Balance des in der Natur gebundenen CO2 ist schon längst aus dem Gleichgewicht geraten. Sie wissen ja, Pflanzen nehmen CO2 auf und geben es bei der Verrottung wieder ab. Auch Wasser kann eine begrenzte Menge an CO2 aufnehmen. Wenn es zu viel ist, sinkt der pH-Wert und das Wasser versauert, wodurch das Leben im Wasser gefährdet ist. Genau diese Balance ist durch die von uns produzierten Treibhausgasen aus dem Gleichgewicht geraten, und wir steuern auf einen dramatischen Kipppunkt (Tipping Point) zu.
In unserem 60 Quadratmeter großen Gartenteich leben seit über 17 Jahren Wasserfrösche, Molche, verschiedene Insektenarten wie Libellen, Wasserläufer, u.a. und auch Enten, die jedes Jahr wiederkommen. Anfang April des letzten Jahres kamen wie jedes Jahr die Wanderfrösche und laichten. Ende April erwachten die Wasserfrösche aus ihrem Winterschlaf und laichten ebenfalls. Mitte April kamen die Enten. Auch die Insekten fanden zurück. Während des heißen Sommers 2018 verschwand nach und nach alles. Der Wasserspiegel sank, die Algen nahmen ungewöhnlich stark zu, das Wasser wurde über 30 Grad warm. Die Folge davon: keine Frösche mehr, keine Molche, keine Enten, keine Insekten. Der Teich verlor seinen Sauerstoff und kippte. Er war nur noch eine halbtote Brühe. So erging es vielen anderen Gewässern auch.
Der Sommer 2003 ging als Hitzesommer in die Geschichte ein. Man bezeichnete ihn als 500-Jahr-Ereignis. Nun haben wir alle drei, vier Jahre einen solchen Sommer, und bald wird es jeden Sommer so sein. Es könnte aber auch sein, dass uns der verlangsamte Jetstream in einem Sommer ein langanhaltendes Tiefdruckgebiet beschert. Dann hätten wir Wochen lang massive und intensive Regenfälle, was zu Überschwemmungen, Murgängen und das Ansteigen des Grundwasserspiegels führen wird.
Das alles sind lokale Ereignisse, die uns die globale Erwärmung bescheren wird. Doch wie sieht es global aus?
Wasser bildet auf unserem Planeten ebenfalls ein geschlossenes System. Die Erde hat eine bestimmte Menge an Wasser, die weder zu- noch abnimmt, sondern sich nur in seinem Zustand verändert.
Auch global wird durch die Erwärmung immer mehr Wasser verdunsten, aus Meeren, Seen, Böden, Pflanzen oder durch Abschmelzen von Eis. Ein Urwaldriese speichert in seinen Wurzeln, Ästen, Blättern und in seiner unmittelbaren Umgebung etwa 200.000 Liter Wasser. Auch das verdunstet zu einem Teil.
Dieses Wasser muss irgendwo wieder runter. Dies geschieht in Form von Niederschlag. Und dieser nimmt daher ständig zu. Während es zur selben Zeit an gewissen Orten zu massiven Dürren kommt, gibt es an anderen Orten dafür ungewöhnlich starke Regen- oder Schneefälle. Alles artet in Extremen aus.
Das Ökosystem unseres Planeten ist sehr komplex. Alles hängt irgendwie miteinander zusammen.
Auch hier einige Beispiele:
Haben Sie sich schon mal überlegt, warum der Regenwald im Amazonasbecken derart üppig ist, während es auf denselben Breitengraden in Afrika eine staubtrockene Wüste gibt? Einerseits hängt das mit den Meeresströmungen zusammen, die entsprechend feuchte Luft an die richtigen Orte transportieren. Aber es gibt noch einen anderen Grund. Es ist die afrikanische Sahelzone, die mitverantwortlich ist, dass es diesem Regenwald in Südamerika (noch) so gut geht, wenn man mal von der Abholzung absieht.
In der Sahara bilden sich regelmäßig gewaltige Sandstürme. Sie reichen bis zu drei Kilometer in die Höhe und schieben eine riesige Menge Sand vor sich her. Einer dieser Sandstürme entsteht in der nördlichen Region der Sahelzone. Dieser Sandsturm wandert weiter nach Norden und biegt nach Westen ab, wird durch die Winde auf den Atlantik hinausgetragen, überquert diesen und gelangt an die Ostküste von Südamerika, wo er sich mit den Wolken vermischt, die dann ins Landesinnere gelangen und den gespeicherten Sand über dem Amazonasbecken abregnen. Dieser Sand enthält wertvolle Mineralien und ist für den Regenwald der beste Dünger.
In den letzten Jahren konnte man aber beobachten, dass es in der Sahelzone immer häufiger zu immer stärkeren Regenfällen kam, was die Bildung dieser Sandstürme beeinträchtigt. Sie werden schwächer oder bleiben ganz aus, womit der Regenwald in Südamerika keinen Dünger mehr erhält.
Ein weiteres Phänomen ist der Golfstrom, der ausgehend vom Golf von Mexiko den Atlantik nach Nordosten durchquert, im Nordatlantik auf den Meeresgrund absinkt und wieder zurückfließt.
Warum sinkt der Golfstrom auf den Meeresgrund hinunter?
Wenn dieses Wasser von Südwesten her in die kälteren Gewässer des Nordatlantiks fließt, kühlt es sich ab. Dadurch wird es schwerer. Zudem steigt der Salzgehalt, was es noch schwerer macht. Und deshalb sinkt es im Nordatlantik ab. Seit Jahrzehnten schmelzen das Polareis und der Eispanzer von Grönland. Eis enthält bekanntlich kein Salz. Das Schmelzwasser ist somit Süßwasser. Dieses viel leichtere Süßwasser fließt in den Nordatlantik und vermischt sich mit dem Golfstrom. Dadurch wird das Golfstromwasser immer leichter, was das Absinken verlangsamt.
Diese Verlangsamung wirkt sich auf die Meeresströmungen aus, was wiederum zur Verschiebung von ganzen Klimazonen zur Folge hat.
Der Golfstrom bringt uns im Sommer mit seinen 15 Grad Wassertemperaturen von Südwesten her eine angenehme Abkühlung und im Winter eine angenehme Erwärmung.
Sollte der Golfstrom kollabieren, weil sein Wasser mit zu viel leichtem Schmelzwasser vermischt wird und daher nicht mehr absinkt, dann würde Europa nördlich der Alpen in eine kleine Eiszeit fallen, während es an anderen Orten auf der Erde noch wärmer werden würde.
Das sind zwei Beispiele, wie klimatische Dinge auf unserem Planeten zusammenhängen.
Es könnte aber noch zu einem weit dramatischeren Ereignis kommen. Betrachten wir den grönländischen Eispanzer. Früher ragte das Eis über die Küste aufs Meer hinaus. Dies nennt man Shelf-Eis. Dieses Shelf-Eis ist schon seit vielen Jahren verschwunden, einfach abgebrochen und ins Meer hinausgetrieben, wo es schmolz. Nun hat das Festlandeis zur Küste hin keinen Halt mehr. Es brechen ständig kleinere oder größere Stücke ab und rutschen ins Meer. Unter dem Eispanzer gibt es nur blanken Fels, keine Erde oder dergleichen.
Der Eispanzer schmilzt vor allem auf seiner Oberfläche. Dort bilden sich Schmelzwasserwannen. Dieses Schmelzwasser nutzt jede noch so kleine Ritze, um sich den Weg nach unten zu bahnen. Dadurch werden diese Risse immer breiter, und es bilden sich sogenannte Gletschermühlen. Das Wasser dringt bis ganz hinunter und fließt zwischen Felsboden und Eis in Richtung Küste. Dieses Wasser zwischen dem Eis und dem Felsboden wirkt wie ein Gleitmittel. Bei den Rissen oder Gletschermühlen brechen riesige Eisblöcke auseinander, und dank dieses Gleitmittels rutschen sie mit Leichtigkeit ins Meer. Dieser Vorgang beschleunigt sich, je mehr Eis auf der Oberfläche schmilzt.
Was passiert nun, wenn der gesamte Eispanzer von Grönland ins Meer rutscht?
Man kann sich das Volumen dieses Eispanzers ausrechnen und dann noch die ungefähre Geschwindigkeit, mit der dieser ins Meer rutschen wird. Damit lässt sich errechnen, wie hoch der Tsunami sein wird, der sich von Grönland aus in konzentrischen Ringen ausbreiten wird. Die Welle dürfte etwa 45 Meter hoch sein, und die Wellenbewegung betrifft nicht nur, wie bei einem Sturm, die Wasseroberfläche, sondern geht ganz weit hinunter, bis fast auf den Meeresgrund. Und die Welle wird auch wesentlich schneller unterwegs sein als eine Sturmwelle.
Zur Erinnerung: Der Tsunami vom Dezember 2004 in Indonesien war knapp 2 Meter hoch.
Der Grönland-Tsunami würde Europa überfluten und große Teile dem Erdboden gleich machen.
Das ist ein Szenario, das im Bereich des Möglichen liegt, wenn die Eisschmelze weltweit so weitergeht. Übrigens, der Meeresspiegel würde durch das Grönlandeis, wenn es vollständig geschmolzen ist, um etwa 6 Meter ansteigen. Wissen Sie, wie viele Küstenstädte es weltweit gibt, die dadurch überflutet werden?

Und wenn wir uns jetzt fragen, wodurch das alles ausgelöst wird, gibt es nur eine einzige Antwort: Durch die steigende globale Erwärmung.
Wie können wir die stoppen?
Auch darauf gibt es nur eine Antwort: Durch die Reduktion der Treibhausgase CO2, Methan und Stickoxide. Nur werden die Auswirkungen nicht von heute auf morgen sichtbar sein, sollten wir von heute auf morgen aufhören, diese Gase freizusetzen. CO2 hat eine Halbwertzeit von 300 Jahren, das heißt, es braucht 300 Jahre, bis sich CO2 um die Hälfte reduziert hat. Die Menge von Methan und Stickoxiden in der Atmosphäre ist zwar wesentlich geringer, aber Methan hat einen 23 Mal höheren Treibhauseffekt als CO2 und Stickoxide sogar einen 297 Mal höheren.
Kommt noch dazu, dass das CO2, das wir heute produzieren, 10 bis 20 Jahre benötigt, bis es da oben ist, wo es den Treibhauseffekt bewirkt.
Es kommt aber noch etwas anderes hinzu, das uns auch große Sorgen bereiten sollte: die schmelzenden Permafrostböden. In diesen seit Tausenden von Jahren gefrorenen Böden lagern mehr CO2, als der Mensch seit der Industrialisierung in die Atmosphäre gepumpt hat. Zusätzlich auch Unmengen von Methan. Diese Permafrostböden sind jetzt am Auftauen. Was diese Zeitbombe uns in den nächsten Jahren bescheren wird, wissen wir noch nicht. Aber wir müssen uns auf einiges gefasst machen.
Das CO2, das weltweit erzeugt wird, befindet sich nach dessen Freisetzung nicht nur in jenen Gebieten, wo es produziert worden ist. Es verteilt sich in der gesamten Atmosphäre. Die Messungen des CO2-Gehalts werden nicht nur an bestimmten Orten durchgeführt, sondern überall, auch in der Antarktis. Also dort, wo gar kein CO2 freigesetzt wird. Aber der Gehalt ist dort genau so hoch wie an allen anderen Orten auf der Welt.

Dies alles sind nicht Meinungen, sondern messbare Tatsachen. Es sind auch Vorgänge, die durch Naturgesetzte verursacht werden. Man kann also nicht der Meinung sein, dass es so ist, sondern wir müssen uns mit der Tatsache auseinandersetzen, DASS es so ist. Jeder Mensch kann sich ein Messgerät besorgen und den CO2-Gehalt in der Luft messen.
Wir leben als in einer Zeit, in der wir nicht mehr einfach tun können, wonach es uns gerade gelüstet. Unser gesamtes Tun hat Konsequenzen. Konsequenzen auf uns selbst, auf unsere Mitmenschen weltweit und vor allem auf unsere Nachkommen in der Zukunft.
Wir könnten zwar Alternativen suchen, mit denen wir die Treibhausgase verursachenden Energieträger ersetzen könnten. Aber was würden wir tun, wenn wir solche Alternativen hätten und nutzen? Unser Bedarf nach noch mehr Energie würde weiter steigen. Und um diesen Bedarf zu stillen, reichen sämtliche Alternativen nicht aus.
Es bleibt uns nichts anderes übrig, als unseren Lebensstil und unsere Bedürfnisse radikal zu ändern. Wir müssen uns wieder auf Bescheidenheit besinnen. Dieses ewige Nochmehr, dieses Wachstum, dieses gewinnorientierte Denken, das uns von klein auf schon im Kindergarten und in der Schule eingetrichtert wird, muss aufhören. Die Mentalität des Gewinnens muss aufhören. Nicht der Sieg, sondern das Spiel als solches sollte im Vordergrund stehen. Nicht die höchste Punktzahl oder die tiefste Zeit sollten im Vordergrund stehen, sondern die Ästhetik der Ausführung.
Aber solange wir immer noch in Größen denken – ich möchte das größere Auto als mein Nachbar, ich möchte mehr verdienen als mein Arbeitskollege, ich möchte mehr besitzen als mein Bruder – solange unser Denken in diesen Dogmen steckt, werden wir uns nicht retten können. Dann werden wir untergehen.
Es werden nicht die Konzerne sein, die uns auf den richtigen Weg bringen. Im Gegenteil. Sie sind es, die uns mit ihren manipulativen Werkzeugen wie Lobbys, Medien und Werbung täglich beeinflussen und uns in diese Zwänge hineinmanövrieren. Wir können die Konzerne nicht in die Pflicht nehmen. Das interessiert die gar nicht. Und wenn wir uns öffentlich äußern, riskieren wir sogar eine Klage wegen Rufschädigung oder Verleumdung.
WIR sind es, die damit aufhören müssen. WIR sind es, die aufhören sollten, bestimmte Produkte zu konsumieren. WIR sind es, die bewusster und bescheidener einkaufen sollten. WIR sind es, die unser eigenes Tun überdenken und besser kontrollieren sollten. Denn nur so können wir die Konzerne dazu bringen, etwas zu ändern. Wenn ihre Umsatzzahlen sinken, werden sie reagieren. Wir können mit unserem Verhalten beeinflussen, was und wie sie produzieren. Wir müssen diese Gleichgültigkeit und diese Oberflächlichkeit in unserem Konsumverhalten ablegen und vieles vermehrt hinterfragen. Aber solange in unseren Köpfen Lifestyle, Chillen, Relaxen, Fun, Mode, Promikult, tolle Autos, Urlaub in Übersee, etc. die höchsten Prioritäten haben, wird sich nichts ändern. Genau auf solche Themen werden wir von unseren konzerngesteuerten Medien täglich aufmerksam gemacht. Es ist wie damals in der Römerzeit. Damals hieß es Brot und Spiele.
Warum, glauben Sie, werden die unattraktivsten Parlamentsabstimmungen und -entscheidungen immer während eines Großereignisses wie Olympische Spiele, Weltmeisterschaften, etc. durchgeführt? Das Volk ist dann bestens abgelenkt, und man bringt diese Punkte problemlos durch.
Und wir sollten endlich damit aufhören, immer wieder zu sagen, andere verursachen mehr Schadstoffe und andere sollten zuerst ihr Leben ändern und damit aufhören. Das ist infantiles Gebaren. Kinder argumentieren so. »Wenn der das nicht tut, dann tu ich es auch nicht.« Echt jetzt?
Wir betrachten uns als die intelligenteste Spezies, die dieser Planet je hervorgebracht hat. Aber sind wir das wirklich? Was macht eine intelligente Spezies aus? Beispielsweise die Fähigkeit, ihresgleichen möglichst lange existieren zu lassen. Aber nicht im Einzelnen, sondern im Kollektiv. Die meisten Tiere auf der Erde gibt es schon tausend Mal länger als die Menschen. Sie alle überlebten so lange, weil ihre Art im Konsens mit der Natur stand und weil die Balance stimmte. Bis eine andere Spezies namens Mensch kam und begann, ihre Lebensgrundlage zu vernichten.
Die Menschheit gibt es erst seit etwa 200.000 Jahren, und sie brauchte genau so lange, um die erste Milliarde hervorzubringen. Für die nächsten 7 Milliarden benötigte sie hingegen lediglich 200 Jahre.
Aber der Mensch wird so schnell vom Antlitz dieses Planeten verschwinden, wie er aufgetaucht ist. Wahrscheinlich noch viel schneller.
Ein Großteil der Menschen besitzt einige Eigenschaften, die ihm irgendwann zum Verhängnis werden: Gier, Egoismus, Rücksichtslosigkeit, Respektlosigkeit, Machthunger, Ungenügsamkeit, Gleichgültigkeit, Oberflächlichkeit, Rechthaberei und Ignoranz.
Ist das die wahre Intelligenz des Menschen? Zu letztem Punkt passt folgender Spruch sehr gut:
»Der Mensch wird an seiner Dummheit zugrunde gehen, weil er mit seiner vermeintlichen Intelligenz in der Lage ist, drohende Gefahren zu ignorieren und argumentativ zu leugnen.« Oder dieser: »Ignoranz ist die Kunst, mit offenen Augen nichts sehen zu wollen.« Oder dieser: »Man kann einem Menschen Wissen vermitteln, aber man kann ihn nicht zum Nachdenken zwingen. Manche Menschen wollen Narren bleiben, nur weil die Wahrheit Veränderung erfordert.«
Zur Rechthaberei oder zum Glauben, Meinung sei Wahrheit fällt mir folgender Spruch ein: »Es gibt Menschen, die glauben, über eine Sache etwas zu wissen, und merken nicht, dass sie nur glauben, etwas zu wissen, und in Wirklichkeit nichts wissen.«
 
Wir sollten uns hinsetzen und unser ganzes Tun überdenken. Wir sollten uns selbst infrage stellen und uns unserer Wichtigkeit innerhalb der Gesellschaft bewusst werden. Jeder einzelne von uns ist ein wichtiges Bindeglied in einer Kette von Ereignissen und Handlungen. Wirkung und Gegenwirkung. Aktion und Reaktion. Jede einzelne falsche Handlung oder Reaktion kann eine Kettenreaktion von weiteren falschen Handlungen hervorrufen.
Wir sollten niemals sagen: »Ach, mein kleiner Anteil macht doch im Ganzen betrachtet überhaupt nichts aus.«
Es ist nicht der kleine Anteil, sondern die Reaktionen darauf, die etwas ausmachen. Und sie machen enorm viel als.
Denken Sie an den Schmetterling, dessen Flügelschlag eine Kettenreaktion auslöst, die auf der anderen Seite der Welt einen Sturm entfacht.
Es braucht Veränderungen. WIR brauchen Veränderungen.

Liebe Klimawandel-Skeptiker, Teil 1

Immer wieder bringt ihr das Argument, dass ein so kleiner Anteil von 0,04% Kohlenstoffdioxid in der Atmosphäre keine Auswirkung auf die globale Erwärmung haben kann. Tatsächlich besteht unsere Atmosphäre aus 78,08% Stickstoff, 20,94% Sauerstoff, 0,93% Argon und nur 0,04% CO2. Die ersten drei genannten sind jedoch keine Spurengase und haben auf den Treibhauseffekt überhaupt keinen Einfluss. Nur mindestens 3-atomige Gase können Wärme auf die Erde zurückreflektieren. Diese Eigenschaft besitzen CO2 und Methan. Letzteres ist in noch viel geringerer Menge in der Atmosphäre enthalten (0,000176%), ist aber ein 23 Mal stärkeres Treibhausgas als CO2. Würde unsere Atmosphäre nur aus Stickstoff und Sauerstoff bestehen, also nur aus diesen 99%, dann hätten wir auf der Erde eine Durchschnittstemperatur von minus 18 Grad Celsius.
Wenn also Stickstoff und Sauerstoff, die 99% der Atmosphäre ausmachen, beim Treibhauseffekt keinen Einfluss haben, dann sind CO2 und Methan alleine für den Treibhauseffekt verantwortlich. Dank ihnen haben wir auf der Erde eine Durchschnittstemperatur von plus 15 Grad Celsius. Diese kleine Menge von 0,04% in unserer Atmosphäre ist für den Temperaturunterschied von 33 Grad Celsius verantwortlich. Nun sollte man sich vorstellen können, was passiert, wenn man diese kleine Menge erhöht. Tatsächlich hat sich das CO2 in unserer Atmosphäre seit Beginn der Industrialisierung um 46% erhöht. Und ihr wollt immer noch behaupten, CO2 hätte auf die globale Erwärmung keinen Einfluss? Liebe Klimawandelskeptiker, das ist absurd.
Wenn ihr das immer noch nicht glaubt oder kapiert habt, dann setzt euch mal bei strahlendem Sonnenschein in ein geschlossenes Glashaus und wartet, bis ihr es nicht mehr aushaltet. Denn das Glasdach hat dieselbe Wirkung wie CO2. Es hält die Wärme der Sonnenstrahlen, die durch das Glasdach ins Innere gelangt und vom Boden zurückgestrahlt wird, im Innern fest, wodurch es immer heißer wird.

Liebe Klimawandel-Skeptiker, Teil 2

Solltet ihr ein bisschen Ahnung von Physik haben, müsstet ihr doch wissen, was eine Balance ist. Wie viel Prozent braucht es, um eine Balance aus dem Gleichgewicht zu bringen. Sehr wenig. Da sind wir uns bestimmt einig. Ihr behauptet immer wieder, dass der winzig kleine Anteil des menschengemachten CO2 auf die globale Erwärmung keinen Einfluss hat. Der Anteil des menschengemachten gegenüber der gesamten Menge an CO2 liegt aktuell bei etwa 4,5%, Tendenz steigend. Aber nicht linear steigend, sondern in einer Kurve, die immer steiler nach oben zeigt.
Zurück zu unserer Balance. Die etwa 800 Mrd. Tonnen Kohlenstoff in unserer Atmosphäre sind in einem natürlichen Kreislauf gebunden. Innerhalb dieses Kreislaufs werden sie also freigesetzt und wieder absorbiert. Dieser Kreislauf befand sich bis zur Industrialisierung in der Balance, und das seit Hunderttausenden von Jahren, wenn nicht noch länger.
Nun kommt der menschengemachte CO2-Anteil hinzu, am Anfang noch sehr wenig, aber über die Jahrzehnte hinweg immer mehr. Und dieser Anteil wird Jahr für Jahr kumuliert und liegt nun also bei etwa 4,5%.
Mit ein bisschen Physikkenntnissen solltet ihr doch wissen, was eine Kettenreaktion ist. Denn genau dieser kleine menschengemachten CO2-Anteil hat eine solche Kettenreaktion ausgelöst, die weitere gebundene Treibhausgase löst. Was in dieser Kettenreaktion alles enthalten ist, ist gravierend. Aber das ist eine andere Geschichte.

Liebe Klimawandel-Skeptiker, Teil 3

Viele von euch sind sich nicht bewusst oder wollen sich nicht damit auseinandersetzen, welche Kettenreaktion die globale Erwärmung bisher ausgelöst hat und noch weiter auslösen wird. Solltet ihr ein bisschen Ahnung von Thermodynamik haben, dann überlegt euch mal, wie viele Millionen Tonnen Wasser durch die globale Temperaturerhöhung von nur einem Grad weltweit verdunsten, und dies nicht nur aus Gewässern. Auch den Böden wird viel mehr Feuchtigkeit entzogen. Könnt ihr euch vorstellen, welche Auswirkungen das hat? Könnt ihr euch vorstellen, welche Auswirkungen dies auf die Meeresströmungen und die Winde hat? Wie sich dies auf das Wetter auswirkt? Wie sich Klimazonen verschieben?
Es gibt noch viele andere Auswirkungen der globalen Erwärmung. Beispielsweise das Eis, das weltweit überall schmilzt. Sei es am Nordpol in der Arktis, am Südpol in der Antarktis, auf Grönland oder in weltweit allen Gletschergebieten. Habt ihr euch schon mal überlegt, was mit all diesem Wasser geschieht? Beispielsweise fehlt es in den Gletschergebieten, was zu großem Trinkwassermangel in diesen Regionen führt. Andererseits fließt dieses Wasser schlussendlich irgendwo ins Meer, wodurch dessen Spiegel ansteigt. Was glaubt ihr, was mit all den Küstenstädten und -regionen geschieht, wenn der Meeresspiegel nur um einen Meter ansteigt?
Das Eis in der Arktis befindet sich zwar bereits im Meer, wodurch das Schmelzen dieses Wassers den Meeresspiegel nicht zum Ansteigen bringt, wenn man von der thermischen Ausdehnung des erwärmten Wassers absieht. Aber das Schmelzwasser der Arktis und von Grönland haben einen negativen Einfluss auf den Golfstrom. Dieser Strom führt mäßig warmes Wasser von Südwesten in den Nordatlantik. Im Sommer bringt es uns eher Abkühlung, im Winter Erwärmung. Das Wasser des Golfstroms ist salzhaltig. Je weiter der Strom in nördliche Regionen fließt, kühlt er sich ab, wodurch der Salzgehalt zunimmt und das Wasser schwerer wird, bis es dann zu schwer wird und auf den Meeresgrund absinkt, wo es an der Westküste Europas entlang zurück nach Süden fließt. Am Kap von Südafrika teilt es sich nach Westen und Osten.
Nun wird der Nordatlantik, in dem das schwere Golfstromwasser absinkt, immer mehr mit leichtem Schmelzwasser vermischt, denn dieses Schmelzwasser ist Süßwasser. Dadurch wird das Golfstromwasser immer leichter und sinkt daher später und langsamer auf den Meeresgrund. Dies ist eine starke Beeinträchtigung der Meeresströme, was wiederum massive Auswirkungen auf das globale Wetter verursacht.
Ein weiterer Aspekt der globalen Erwärmung ist die weltweit ungleiche Verteilung dieser Erwärmung. Wenn man von durchschnittlich gemessenem einen Grad Erwärmung spricht, so bezieht sich dies auf den ganzen Planeten und über einen Zeitraum von einem Jahr. Das heißt jedoch nicht, dass es in diesem Zeitraum überall auf der Welt ein Grad wärmer geworden ist. An einigen Orten und zu bestimmten Zeiten war es sogar kälter, wogegen es an anderen Orten dafür um einiges wärmer war. In der Schweiz und Deutschland beispielsweise beträgt die durchschnittliche Erwärmung bereits zwei Grad. In der Arktis und Antarktis bereits zwischen 5 und 6 Grad. Dies ist auch der Grund, warum das Eis in diesen Regionen so schnell schmilzt.
Dieser massive Temperaturanstieg in der Arktis führt dazu, dass sich der Temperaturunterschied zwischen Arktis und Äquator derart verkleinert hat, dass es zu dramatischen Auswirkungen auf den Jetstream gekommen ist. Dieser verlangsamt sich, und seine Amplitude vergrößert sich, was dazu führt, dass Hoch- oder Tiefdruckgebiete wesentlich länger an Ort und Stelle verharren. Dies haben wir im Sommer 2018 deutlich zu spüren bekommen.
Auswirkungen hat die globale Erwärmung auch auf die Permafrostböden. Seit Hunderttausenden von Jahren sind diese Böden ab einer bestimmten Tiefe permanent gefroren. Darin haben sich über all die Jahre Kohlenstoff und Methangas angesammelt. 19 Millionen Quadratkilometer voller Kohlenstoff und Methangas, die nur darauf warten, aus ihrem Eiskäfig befreit zu werden. Denn die tauenden Permafrostböden drohen zum „Nachbrenner“ für den Klimawandel zu werden. In der gefrorenen Erde sind, wie in einer gigantischen Tiefkühltruhe, gigantische Mengen abgestorbener Pflanzenreste gespeichert, die beim Tauen durch Bakterien zersetzt werden, die erst bei über null Grad aktiv sind. Dadurch gelangt der in den Pflanzen gespeicherte Kohlenstoff in die Atmosphäre – nämlich in Form der Treibhausgase CO2 oder Methan. Und das Potenzial dafür ist riesig. In den oberen Bereichen der Permafrost-Böden stecken bis zu 1500 Milliarden Tonnen Kohlenstoff, etwa doppelt so viel wie in der gesamten Erdatmosphäre mit bislang rund 800 Milliarden. Also durchaus das Potenzial für ein Katastrophenszenario.
Ganz ehrlich, ich glaube, dass die Permafrostböden auch ohne menschliches Dazutun irgendwann aufgetaut wären und diese große Menge an Kohlenstoff und Methan freigesetzt hätten. Aber nicht in einem so kurzen Zeitraum. Vielleicht in 50.000 oder 100.000 Jahren. Mit unserer Lebensweise beschleunigen wir diesen Vorgang von Zehntausenden von Jahren auf wenige Jahrzehnte.
Die globale Erwärmung hat auch Auswirkungen auf die Tropenwälder. Während sie derzeit vorwiegend durch Rodung und Abholzung dezimiert werden, droht ihnen bei weiter anhaltender Erwärmung die Austrocknung und Versteppung. Ein Urwaldriese kann in sich und in seiner unmittelbaren Umgebung bis zu 100.000 Liter Wasser speichern. Durch die weiter anhaltende Erwärmung wird dieses Wasser immer mehr verdunsten, was zum Absterben der Urwaldriesen führt. Da die Tropenwälder unsere größten Sauerstoffproduzenten sind, könnte dies unsere Luftqualität massiv verändern. Dem Amazonasbecken droht noch eine weiter Gefahr. Einer der großen Sandstürme der Sahara, der in der Sahelzone entspringt, wird es irgendwann nicht mehr geben, da die Sahelzone durch die immer größer werdende Verdunstung von Wasser mit immer mehr Regen bedacht wird. Dadurch wandert die Sahara langsam nach Norden. Der Sandsturm, der in der Sahelzone entspringt, wandert jeweils nach Norden und biegt dann nach Westen ab, überquert den Atlantik und vermischt sich mit den Wolken vor der Küste Südamerikas. Diese Wolken tragen den Sand ins Landesinnere, wo er über dem Amazonasbecken abgeregnet wird. Dieser Sand enthält wertvolle Mineralien und ist für den Tropenwald der beste Dünger. Wenn dieser Sandsturm in der Sahelzone irgendwann ausbleibt, wird dem Amazonasbecken dieser Dünger fehlen.
Liebe Klimaskeptiker, dies waren nur einige Aspekte der Kettenreaktion, die von der globalen Erwärmung ausgelöst worden ist.

Liebe Klimawandel-Skeptiker, Teil 4

Wisst ihr eigentlich, wer zum ersten Mal den Auftrag gab, den Klimawandel zu erforschen? Ihr werdet es kaum glauben. Es war der Ölkonzern Exxon, der später in Exxon Mobile umbenannt wurde.
Mit dem Brannon-Report wurden 1957, im Auftrag von Exxon, zum ersten Mal die Auswirkungen von Abgasen auf die Atmosphäre untersucht. 1968 beauftragte der Verband der Ölindustrie das Stanford Research Institute mit dem Robinson-Report zu einer weiteren Untersuchung.
Nachdem die Resultate vorlagen, hat der Verband der Ölindustrie vom Stanford Institute sofort verlangt, den Bericht nochmal zu prüfen. Die Ergebnisse passten ihnen nicht. Im anschließenden Bericht an die Regierung haben sie nur die Rosinen herausgepickt und nur die Passagen über Unsicherheiten hervorgehoben, nicht jene mit den Tatsachen. Und das macht die Ölindustrie seither immer wieder. Der Zweifel wird zur Kernaussage. Das ist sehr effektive Propaganda. Mittlerweile sind die Originalberichte und die überarbeiteten Versionen öffentlich zugänglich.
Wann begann die Ölindustrie mit dieser Verschleierungstaktik? Es begann, bevor sie den Auftrag gab, den Klimawandel zu untersuchen, in den 1940er-Jahren mit dem wachsenden Autoverkehr. In Los Angeles boomte die Autoindustrie. Die Stadt litt unter den Abgasen. Als die Einwohner begriffen, dass Benzinabgase der Grund für den Smog waren, suchte die Ölindustrie nach einer Verteidigungsstrategie. Sie gründeten im Dezember 1946 ein Abgaskommitee (American Petroleum Institute Smoke and Fumes Committee) und damit die Grundlage für eine neue Strategie. Sie verknüpften Wissenschaft mit PR-Arbeit, um auf diese Weise Regulierungen gegen Luftverschmutzungen zu verhindern. Das fing beim Smog an und ging weiter, als es um Schwefel und Kohlenstoffdioxid ging, die Hauptverursacher des Klimawandels.
Dieses Abgaskommitee hatte vor allem ein Ziel: Möglichen Gesetzesvorhaben zuvorzukommen. Das beschrieb sein Präsident Vance Jenkins 1954 unmissverständlich in einem Bericht. Wer diesen Bericht im Original nachlesen will, kann das hier tun. Vance Jenkins: »Das Schlimmste, was passieren kann, ist, dass hastig ein Gesetz verabschiedet wird, um die Luftverschmutzung zu kontrollieren.«
Man baute ein Netzwerk auf. Ölfirmen unterstützten Forschungsinstitute wie das Stanford Research Institute mit Spenden. Dafür forschten diese für die Ölindustrie. Studien wie der Robinson-Report, die unerwünschte Ergebnisse brachten, wurden überarbeitet. Manager von Exxon Mobile taten noch 40 Jahre später so, als hätte es diese Forschungen nie gegeben. Die Ölindustrie nutzte den Wissensvorsprung, um Zweifel zu sähen und industriefeindliche Gesetze zu verhindern. Doch war das der einzige Grund, um geheime Klimaforschung zu betreiben?
Bei weitem nicht. Es ging vor allem darum, wie sich die kommende globale Erwärmung und die Eisschmelze auf den Bau von Pipelines und Ölplattformen auswirkt. Welche bauliche Maßnahmen mussten dafür berücksichtigt werden.
Der Exxon-Forscher Edwin Clarke weiß seit 47 Jahren vom Klimawandel. Er und andere Ingenieure nutzten die Klimawandelforschung schon 1970 bei der Planung und beim Bau der Trans-Alaska-Pipeline. Wegen des zunehmend schmelzenden Permafrostbodens wurden die Stelzen besser im Boden verankert.
Die Ölunternehmen erforschten die Stürme im Golf von Mexiko. Die Ölförderanlagen sollten dort für die Zukunft besser geschützt werden. In der Annahme, dass der Meeresspiegel aufgrund des Klimawandels steigt, bauten die Ingenieure Mitte der 1990er-Jahre mehrere Förderanlagen im Osten Kanadas höher. Auch die norwegische Bohrinsel C-Troll wurde 1989 zwei Meter höher gebaut. Und eine Gaspipeline zwischen Deutschland und Norwegen wurde Anfang der 1990er-Jahre verstärkt. Diese Förderanlagen waren teuer. Die Kosten gehen in die Milliarden. Die Investitionen sind ein Indiz dafür, dass die Ölunternehmen vorsorglich den Klimawandel einplanten, zu einem Zeitpunkt, als die wissenschaftliche Forschung darüber gerade erst am Anfang stand.
Eigene Forschungen betreiben, die Ergebnisse dann bezweifeln, und so den Klimawandel infrage stellen. Funktioniert eine solche Propagandastrategie heute immer noch?

Liebe Klimawandel-Skeptiker, Teil 5

Wie erklärt ihr euch eigentlich die Wetterphänomene, die wir diesen Sommer und auch jetzt noch erleben? Eigentlich hat sich dieses Phänomen schon letztes Jahr abgezeichnet, wenn nicht noch früher. Warum halten sich Hoch- und Tiefdruckgebiete viel länger in einer Region, als es früher der Fall gewesen ist?
Dafür gibt es eine klare, atmosphären-physikalisch erklärbare Antwort:
Der Jetstream
Was ist der Jetstream?
Es ist ein wellenförmiges Windband in der nördlichen Hemisphäre, das sich in etwa 10.000 Metern Höhe und mit Spitzengeschwindigkeiten von bis zu 300 km/h rund um den Erdball erstreckt.
Was treibt den Jetstream an?
Der Motor, der den Jetstream antreibt und ihm die Geschwindigkeit verleiht, ist der Temperaturunterschied zwischen dem Nordpol und dem Äquator. Je größer dieser Unterschied ist, desto schneller bewegt sich der Jetstream von West nach Ost und desto flacher ist die Wellenform. Daher ist der Jetstream im Winter schneller unterwegs als im Sommer, wenn die Temperaturen am Nordpol deutlich tiefer sind, während sie am Äquator immer noch um die 30 Grad betragen. Der Temperaturunterschied ist im Winter daher größer als im Sommer.
Was hat der Jetstream mit dem Wetter zu tun?
Der Jetstream transportiert die Wetterzonen auf seinem Wellenband von West nach Ost. Aus welcher genauen Richtung eine solche Wetterzone in ein Gebiet vordringt, hängt davon ab, an welcher Stelle sich das betroffene Gebiet auf diesem Wellenband befindet. So kann sich eine Wetterzone von Nordwesten, von Westen oder von Südwesten nähern. In extremen Fällen sogar von Nordosten oder von Südosten. Dabei spielen auch die Meeresströmungen und die Topografie des betroffenen Gebiets eine Rolle.
Da die Geschwindigkeit des Jetstreams vom Temperaturunterschied zwischen Nordpol und Äquator abhängig ist, kommt es vor, dass Wetterzonen sich länger oder weniger lang über einem Gebiet halten.
Doch seit ein paar Jahren stellen Wissenschaftler fest, dass der Jetstream sich massiv verlangsamt hat. Dies ist darauf zurückzuführen, dass sich die globale Erwärmung am Nordpol bis zum heutigen Tag mit dem Faktor zehn gegenüber dem Äquator entwickelt hat. Während man global von durchschnittlich einem Grad Erwärmung spricht, sind es am Äquator ein halbes, in Deutschland etwa zwei und am Nordpol fünf bis sechs Grad, was etwa die zehnfache Menge gegenüber dem Äquator ist. Durch diese Verringerung des Temperaturunterschieds zwischen Nordpol und Äquator verlangsamt sich der Jetstream massiv.
Im November 2018 hat man festgestellt, dass er nur noch in Fragmenten existiert und sich kaum von der Stelle rührt. Dies führt in den betroffenen Gebieten zu langanhaltendem Hoch- oder Tiefdruckgebieten. Das langanhaltende Hochdruckgebiet über Europa im Sommer 2018 ist das beste Beispiel dafür. Aber auch die langanhaltenden starken Regenfälle in Südeuropa im Oktober und November 2018 und genauso das wochenlange Hochdruckgebiet über der amerikanischen Westküste, was zu einer extremen Trockenheit und schließlich zu den großen Bränden führte..
Langanhaltende Wetterzonen bewirken extreme Wettersituationen wie Dürren oder Hochwasser, die zu Bränden oder Überflutungen sowie Murgängen führen, wenn starke Regenfälle die Humusschichten an den Hängen unterspülen und diese zum Rutschen bringen.
Die Veränderung des Jetstreams ist eine Folge der globalen Erwärmung durch den Klimawandel und hat vor ein paar Jahren eingesetzt und wird sich weiter verstärken. Was uns bezüglich des Wetters in den nächsten Jahren erwartet, bleibt abzuwarten. Die globale Erwärmung ist nach wie vor in vollem Gange.